Durch die traditionsgeprägte Bezeichnung Familientherapie blieb lange verborgen, welche vielfältigen methodischen Zugänge der systemische Ansatz für die Arbeit mit einzelnen Klienten bereithält. In zentraler Weise geht es in der Einzeltherapie darum, den Klienten und vor allem sein "Problemverhalten" (die gezeigten Symptome) im Kontext seiner Beziehungen und seiner Umgebung zu verstehen.

Probleme oder Symptome sind daher als Ausdruck von Kommunikation und Interaktion mit "relevanten Umwelten" zu sehen und beinhalten neben leidvoll beschriebenen Anteilen auch Lösungsversuche für ganz bestimmte Ziele. Zentrale systemische Arbeitsweisen haben sich daher auch im Einzelsetting bewährt: Auftragsklärung, Kontextualisierung, zirkuläres Fragen, Ressourcenorientierung, hypothetische ziel- und lösungsorientierte Fragen und abschließende kleinschrittige Zielvereinbarungen innerhalb eines wertschätzenden Feedbacks.

Die Haltung hinter einer solchen Methodik bezeugt, dass die Klienten sehr wohl in ihrem Erfahrungsspektrum schon über die Ressourcen verfügen, welche für eine gewünschte Veränderung benötigt werden. Die Aufgabe des Therapeuten ist es, diese Erfahrungen zu Tage zu fördern und sie für aktuelle Veränderungswünsche zu nutzen.

Da Familie, Freunde, Nachbarn oder Kollegen (soziale Systeme) des Klienten im Gespräch nicht anwesend sind, ist es Aufgabe des Therapeuten, diese Bindungen und kommunikativen Bezüge sichtbar zu machen. Dazu müssen einige neue Akzente gesetzt werden, die sich inzwischen in einer Vielzahl von Methoden spiegeln. Durch zirkuläre Fragetechniken kann die Beteiligung anderer an Beziehungsmustern umfangreich dargestellt werden. Ergänzend können Kissen belegt oder leere Stühle aufgestellt werden. Weitere Möglichkeiten eröffnet die Genogrammarbeit oder die Nutzung von Figuren als Skulptur (wie z.B. auf dem Familienbrett). Trotz der Relativierung der Zweierbeziehung zwischen KlientIn und TherapeutIn durch die Symbolisation der realen Bezugssysteme der KlientIn kommt ihr im Einzelsetting eine hohe Bedeutung zu.


(Carmen Beilfuß/DGSF)